24.11.2017
Die aktuelle Bildungslandschaft ist aufgrund demografischer Veränderungen und bildungspolitischer Entscheidungen von weitreichenden Veränderungsprozessen in der Musikpädagogik geprägt, da es im Schulsystem zu einer Steigerung der ganztägig angelegten Schul- und Betreuungsformen kommen soll. Insbesondere sind die Musikpädagogen und Musikpädagoginnen an den Musikschulen von diesen Veränderungen betroffen, da diese Entwicklung ihre Tätigkeitsfelder berühren. Die Einführung von ganztägigen Schul- und Betreuungsformen hat je nach Ausmaß und Form mehr oder weniger Auswirkungen auf den Musikunterricht in den Musikschulen, weil die Nachmittage der Schülerinnen und Schüler hierbei beeinflusst werden.
1. Während in einigen Bundesländern Österreichs bereits eine enge Zusammenarbeit zwischen Schulen und Musikschulen stattfindet und sich weiter entwickeln wird, sind wir in der föderalen Musikschulstruktur der Steiermark – gegeben durch die Gemeinden als Musikschulerhalter und ohne ein steuerndes Musikschulwerk – sehr gespannt, auf welche Weise sich hier die Schultypen und Schulstufen zur Ausgestaltung eines musikbezogenen Lernortes für die Vernetzung mit Musikschulen, musikpädagogischen Projekten und für die Einbindung gesellschaftlicher Musikpraxen öffnen werden. Zu sehen ist bereits, dass musikalische Bildungsangebote im Schulalltag der Ganztagsschule – sowohl im Primar- als auch im Sekundarschulwesen – in einem komplexen Zusammenspiel aus gesetzlichen Bestimmungen, Richtlinien des Landes Steiermark und den jeweils örtlichen Gegebenheiten zu generieren sein werden. So haben wir heute bewusst unterschiedlichste Sichtweisen zusammengeführt. Diese sind die Bildungspolitik, das Schulwesen (hier die Primarstufe, Sekundarstufe, Musikschule), die freischaffenden Instrumentallehrkräfte und die Kunstuniversität Graz als Ausbildungsort. Wir hoffen, dass hierdurch fruchtbare Synergien entstehen, die Veränderungsprozesse der zentralen Beteiligten aufeinander abgestimmt und die Musikschulen und deren Notwendigkeiten in der Bildungsreform mitgedacht werden können.
2. Jede Veränderung bedeutet einerseits Unsicherheit und möglicherweise auch Angst, andererseits bergen Veränderungen auch Chancen. Die Frage wird also sein, ob sich die Musikschulen vor diesen Entwicklungen fürchten müssen oder diese Neuerungen im Schulsystem produktive Kooperationen hervorbringen werden.
29.-30.11.2014
Instrumental- und Gesangspädagogik (IGP) ist ein Teilbereich der Musikpädagogik und hat noch wenig Anschluss und relativ geringe Anerkennung in der internationalen wissenschaftlichen Community. Beide Disziplinen – die schulische Musikpädagogik und die IGP – sind Wissenschaften ohne eine lange Tradition und die Forschungsmethoden im Fach sind noch nicht vollends etabliert und konturiert. Es zeigt sich auf wissenschaftlichen Kongressen und Tagungen, wie z. B. des Arbeitskreises Musikpädagogische Forschung (AMPF), dass vor allem ForscherInnen der IGP (also ein Teil der außerschulischen Musikpädagogik) noch wenig vertreten sind.
Der Fachbereich IGP an der KUG möchte sich dieser Problematik stellen und im Forschungsverbundprojekt aus internationalen FachvertreterInnen diese Frage- und Problemstellungen gemeinsam untersuchen.
21.-22.06.2013
Internationales und interdisziplinäres Symposium
MusikerInnen müssen sich auf der Bühne, auf Wettbewerben und Probespielen den größten Anforderungen stellen. Aber auch MusikliebhaberInnen der gesamten Lebensspanne wünschen sich ein gesundes, effizientes und motiviertes Musizieren. Instrumental- und GesangspädagogInnen sollten sich diesen Herausforderungen professionell stellen können. Aus diesem Grunde werden erstens die neuesten wissenschaftlichen Befunde zur Musikergesundheit vorgestellt und andererseits erhalten die TeilnehmerInnen Gelegenheit, in praktisch orientierten Workshops zu Körpertechniken und mentalem Training vielfältige Erfahrungen zu sammeln und zu erproben. Hierzu wurden herausragende internationale ExpertInnen eingeladen. Strukturiert werden die Themen in die Bereiche Unterrichts- und Musizierpraxis, Musikdidaktik und Wissenschaftliche Musikpädagogik. Es wird weiter darum gehen, auch interdisziplinär (Neurowissenschaften, Musikermedizin und Psychologie) grundlegende Problemstellungen der Musikergesundheit zu betrachten.
Zielgruppe waren WissenschaftlerInnen, ausübende und unterrichtende MusikerInnen, Studierende, Physiotherapeuten, Mediziner, Psychologen und HochschulprofessorInnen für Musik. Keynotes: Heiner Gembris, Horst Hildebrandt, Wilfried Gruhn; Gary McPherson.
Die Workshops zu den Körpermethoden wurden von ExpertInnen aus der Umgebung von Graz abgehalten, damit die Studierenden im Anschluss an das Symposium die Körpertechniken bzw. das Mentale Training weiterführen können.
Foto: Aleksey Vylegzhanin
28.-29.6.2012
Internationales und interdisziplinäres Symposium
Vom 28. bis 29. Juni 2012 wurde an der Kunstuniversität Graz ein internationales und instrumentenübergreifendes Symposium „Vielfältig Musizieren in Gruppen. Varianten des instrumentalen und vokalen Gruppenunterrichts“ durchgeführt. Der Fachbereich Instrumental- und Gesangspädagogik (IGP) übernahm die inhaltliche Planung sowie organisatorische Durchführung.
ExpertInnen verschiedener Unterrichts- und Musizierformen aus Deutschland, USA, Schweiz und Österreich wurden an die Kunstuniversität eingeladen, um in Workshops praxisnah Ansätze gruppenspezifischer Musizierformen zu vermitteln und zu reflektieren. Der intensive fachliche Austausch und eine offene Kommunikation über die Entwicklung zukunftsorientierter Perspektiven instrumentalen Gruppenmusizierens und kooperativen Lernens bildeten das zentrale Anliegen dieser Veranstaltung. Es ging auch um die Akzeptanz von kultureller Singularität und Diversität, sei es u. a. in Bezug auf die Persönlichkeit, die Herkunft und das Geschlecht der MusikerInnen. Neben fachlichen wurden auch organisatorische Aspekte des Gruppenunterrichtes an Musikschulen diskutiert.
11.-12.11.2011
Internationales und interdisziplinäres Symposium
MusikerInnen wollen exzellente Leistungen zeigen, und auch das Publikum geht von der Perfektion einer musikalischen Aufführung aus. Die Leistungsanforderungen werden in unserer Zeit als besonders hoch empfunden – und damit einhergehend der Druck, fehlerfrei zu spielen. Der Umgang mit Fehlern nimmt jedoch nicht nur beim Auftritt eine zentrale Stellung ein, sondern bestimmt darüber hinaus die Qualität des Unterrichts und des Übens. Die gesamte musikalische Entwicklung wird vom Umgang mit Fehlern stark beeinflusst. Die brisante Fehlerthematik war Gegenstand des Symposiums „Exzellenz durch Umgang mit Fehlern“, das am 11. und 12. November 2011 in Graz (Steiermark, Österreich) stattfand. Die inhaltliche Konzeption und organisatorische Leitung übernahm Prof. Dr. Silke Kruse-Weber, die seit dem Wintersemester 2010/2011 den Fachbereich für Instrumental- und Gesangspädagogik an der Kunstuniversität Graz übernommen hat.
In allen disziplinären Bereichen der Instrumental- und Gesangspädagogik zeigen sich erhebliche Desiderate in Bezug auf die Thematisierung und reflexive Auseinandersetzung mit Fehlern. In der im Herbst 2012 erschienenen Publikation wird überlegt, wie man Fehlern in der Praxis und Didaktik begegnen kann und welche Forschungsperspektiven denkbar sind. Es konnte gezeigt werden, dass negativ empfundene Fehlersituationen auf u. a. verengte behavioristische Sichtweisen, Kommunikationsdefizite in der Rückmeldung, mangelnde Selbstreflexion sowie fehlende fachliche Fehlerkompetenz und ungenügendes Strategiewissen zurückzuführen sind. Hierbei kristallisieren sich jedoch auch zahlreiche positive Herausforderungen im Umgang mit Fehlern in der Instrumental- und Gesangspädagogik heraus.
"Challenge Accepted" für Instrumental- und Gesangslehrkräfte. Herausforderungen im Berufsalltag
Mit diesen Veranstaltungen an der Kunstuniversität Graz werden Herausforderungen im Berufsalltag von Instrumental - und Gesangslehrkräften thematisiert und im Kontext von aktuellen bildungspolitischen Entwicklungen und einer sich stark wandelnden Gesellschaft diskutiert. Solange der Musikschulalltag in gewünschten Bahnen verläuft, kann der Beruf von Instrumental- und GesangspädagogInnen sehr erfüllend sein. Früher oder später ist man jedoch mit Herausforderungen konfrontiert, auf die man nicht vorbereitet ist. Viele Instrumental- und Gesangslehrer*innen wünschen sich Impulse, Unterstützung und Anregungen, wie sie solchen Überforderungen im Berufsalltag gegenübertreten und diese konstruktiv auflösen können. Anregungen, Vernetzung und Austausch über aktuelle berufliche Herausforderungen – und auch über den Standort hinaus – können den beruflichen Alltag bereichern.
13.10.2018
Challenge accepted 3.0
14.10.2017
Challenge accepted 2.0
22-23.04.2016
Challenge accepted 1.0
„Das lehrerzentrierte Meister-Schüler-Modell löst sich [...|allmählich auf und der pädagogische Diskurs verschiebt sich von den Lehrenden zu den Lernenden sowie vom musikalischen Produkt zum musikalischen Prozess.“ (Kruse-Weber & Marin, 2016, S. 159). Dieses Umdenken ist bisher wenig in die Praxis bzw. in die Musikschulen und in die Instrumentalausbildung gelangt: Traditionelle Lehr- und Lernformen wie das „Meister-Schüler-Verhältnis“ sind im Instrumental- und Gesangsunterricht wahrscheinlich nach wie vor vorherrschend. Die Instrumental- und Gesangspädagogik steht als „Handlungswissenschaft“ (Busch 2016, S. 11) in einem komplexen Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis.
In den Jahren 2016-2018 wurde am Institut für Musikpädagogik im Fachbereich Instrumental- und Gesangspädagogik (IGP) das Wissenstransferprojekt Netzwerk IGP durchgeführt. Die 12 Teilnehmer_innen dieses Wissenstransferprojektes, Lehrende der Kunstuniversität Graz, betreuen die Lehrpraxis und Instrumental- und Gesangsdidaktik. Neben ihrer Tätigkeit als Lehrende an der Universität sind viele der Teilnehmer/innen an steirischen Musikschulen tätig, unterrichten sowohl Kinder als auch Jugendliche und Erwachsene, leiten Chöre, verschiedene Ensembles oder musikalische Früherziehungsgruppen; sie gehen verschiedensten Vereinstätigkeiten nach und stehen nicht zuletzt mit eigenen künstlerischen Projekten auf der Bühne. Sie agieren also einerseits als Multiplikatoren durch die Vermittlung instrumental- und gesangspädagogischer Expertise und andererseits als Kulturschaffende der Steiermark bzw. in Österreich. Die Projektteilnehmer_innen und ihr jeweiliges Fach, die Lehrpraxis, bilden also gewissermaßen eine Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis innerhalb der musikausbildenden Institutionen in der Steiermark.
Ziel dieses Wissenstransferprojektes in den Jahren 2016-2018 war es, den Professionalisierungs- und Wissenstransfer-Prozess in der Berufsgruppe der Instrumental- und Gesangslehrkräfte zu stärken. Mithilfe des Netzwerks sollte das vielfältige Wissen – zum Beispiel auch das Erfahrungswissen der Projektteilnehmer/innen, welches neben den Erkenntnissen aus der instrumental- und gesangspädagogischen Forschung eine wichtige Ressource darstellt – zusammengeführt, weitergegeben und weiterentwickelt werden und der Ausbildung der Instrumentallehrkräfte zugutekommen. Im Fokus stand die nachhaltige Optimierung des Lernens und Lehrens in der breit angelegten Bildungslandschaft von Musiker_innen und Musiklehrenden, um den komplexen Herausforderungen in den Berufsfeldern gerecht zu werden. Ein intensiver fachdidaktischer Austausch und die Erprobung innovativ-kooperativer Reflexionsprinzipien kennzeichnete das Projekt. Die Ergebnisse des Projekts zeigen, dass das Wirkungsfeld der Instrumental- und Gesangspädagogik von symmetrischer Kommunikation, Respekt und Wertschätzung getragen sein muss, um Wissenstransfer zu ermöglichen. Die Projektteilnehmer*innen beschließen, dass Wissenstransferprojekt auch für das Praxisfeld Musikschule zu öffnen und weiterzuführen.
IGP-GO: Wissenstransfer zwischen Musikschule Weiz und Kunstuniversität Graz
Es entsteht das Folgeprojekt Netzwerk IGP-Go. Dieses verfolgt den Wissenstransfer im fachlichen Austausch zwischen acht Lehrenden der Kunstuniversität Graz und 12 Musikschullehrkräften der Musikschule Weiz (mit Direktor Josef Bratl). Das Netzwerk IGP-Go wird bis Ende 2021 laufen. Im wechselseitigen Wissenstransfer sollen hierbei das Erfahrungswissen der Musiklehrkräfte verstärkt in die Ausbildung der Instrumental- und Gesangslehrkräfte an der KUG fließen und auch Erkenntnisse und Haltungen einer zeitgemäßen Instrumental- und Gesangspädagogik verstärkt in die Arbeit der Musikschulkräfte gelangen. Ziel ist es, die Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis in der IGP durchlässiger zu gestalten.
Die Lehrenden der Kunstuniversität Graz kommen seit Beginn 2020 für den gemeinsamen Erfahrungsaustausch an die Musikschule Weiz und reflektieren mit den Musikschullehrenden über Themen wie zum Beispiel Wahrnehmung, Interpretation und Bewertung von Unterricht auf Basis videografierter Unterrichtssequenzen. Mittels Einführung innovativer Reflexionstools, die durch die europäische Hochschulinitiative The Innovative Conservatoire (ICON) zur Weiterentwicklung der künstlerischen Ausbildung inspiriert sind, soll der Wissenstransfer zwischen Theorie und Praxis in beide Richtungen gefördert werden. Ein weiteres Ziel ist die Erweiterung von Handlungsspielräumen der Lehrenden und Gewinnung neuer Perspektiven sowie die Stärkung der Reflexionskompetenz. Hierbei ist das Erfahren von gegenseitiger Wertschätzung zentral. Schließlich erhoffen wir uns, dass die Kolleg_innen der Musikschule ein noch stärkeres Teambuilding erleben, eine differenzierte Sensibilität für die Facetten der Kommunikation und eine höhere Berufszufriedenheit erfahren können. Dieses Projekt könnte als Best-Practice-Modell auch für andere Kooperationen Bedeutung gewinnen. Die Musikschullehrenden wirken am Ende als Multiplikator_innen.
Das Netzwerk IGP-Go ist ein Teilprojekt einer Forschungskooperation des Wissenstransferzentrums (WTZ) Süd, das von der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (aws) aus Mitteln der Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung (Österreich-Fonds) gefördert wird. Beide Wissenstransferprojekte werden von Prof.in Dr.in Silke Kruse-Weber geleitet. Im Netzwerk IGP-Go wirken unterstützend die beiden Projektmitarbeiterinnen Univ. Ass. Margareth Tumler und Sandra Macher.
Literatur:
Busch, B. (2016). Grundwissen Instrumentalpädagogik. Ein Wegweiser für Studium und Beruf. Wiesbaden: Breitkopf & Härtel.
Kruse-Weber, S. (2018). Instrumentalpädagogik im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis. Kollaborative Reflexion von Lehrenden im Musik(hoch)schulkontext. In W. Rüdiger (Hrsg.), Instrumentalpädagogik – Wie und Wozu? Entwicklungsstand und Perspektiven (S. 107-139). Mainz: Schott.
Foto: Alexander Wenzel
Filmprojekt "Chamäleons"
Sie müssen sich in jede gegebene Situation einfühlen und sich ihr anpassen: kreativ, kommunikativ und flexibel - wie ein Chamäleon.
Die vielfältige Arbeit von Instrumental- und Gesangslehrenden im Spannungsfeld zwischen Pädagogik und Künstlerdasein, zwischen elementarer Musikvermittlung und musikalischer Exzellenz steht im Mittelpunkt des Dokumentarfilms. Wie und wo arbeiten die Instrumental- und Gesangslehrkräfte eigentlich? Vor welchen Herausforderungen stehen sie?
Zudem beleuchtet der Film die vielen möglichen Ansätze des Musizierens, bietet einen Blick hinter die Kulissen musikalischer Exzellenz, mit einem Beitrag zu Diversität, Inklusion und Identität in der Instrumental- und Gesangspädagogik.
„Chamäleons“: ein Film über die Kraft der Musik, über den Wert der pädagogischen Arbeit, und zugleich ein Plädoyer für die Freiheit im künstlerischen Ausdruck, das ermutigen möchte, die eigene Musikalität zu erforschen.
Foto: privat
Credits:
Regie: Fritz Aigner
Kamera: Stefan Schmid, Michael Gügerl, Reinhold Ogris
Schnitt: Andre Kratzer
Ton: Björk Pan, Daniel Sauer, Gerd Jochum
Tonmischung: Gerd Jochum
Farbkorrektur: Markus Moser
Produktion: Stefan Schmid, AVbaby Mediastudios
Projektkoordination: Thaïs-Bernarda Bauer, Barbara Borovnjak, Pia Neururer, Sandra Macher
Idee: Silke Kruse-Weber
Konzeption: Fritz Aigner, Silke Kruse-Weber
Premiere des Films war am 29. Oktober 2021 an der Kunstuniversität Graz im MUMUTH im Rahmen des Symposiums "Challenge accepted 4.0".